Der Begriff des Bierbauchs
Brrr! Birra! Wie schon der Name sagt, kommt der Bierbauch vom Bier Cervezia. Vom Bier kommt viel, zum Beispiel Wurst und Teig und Fest und Arsch und Servus. Servus kommt von Cervezia, auch Servieren, Schweden, die Schweiz und Servicio, das Klo.
Servus heißt übrigens auch nicht ich bin dein Sklave, sondern ich trink einen mit dir. Da ist der Bauch nur eine Randerscheinung, wenn auch eine hervorzuhebende.
Ein deutsches Phänomen?
Ventum Cervezia, die Kapillarwirkung im Bauch, Oberflächenspannung in das Fleisch gehaucht, von allen Wörterbüchern (außer dem tschechischen) schändlich ausgespart, wird Bierbauch in keine andern Sprachen übersetzt. Pivobricho.
Aber sonst? Englisch? Spanisch? Russisch? Nichts. Ist also der Brauch des sich einen Bierbauch antrinkens ein deutsches Phänomen? Keineswegs. Auf der ganzen Welt gilt, daß das Familiensilber nirgenwo besser angelegt werden kann
als in einem stabilen hausgemachten Bierbauch. Gut, auch dieser ist gelegentlichen Schwankungen unterworfen, aber verglichen mit Wertpapieren, Immobilien oder Sparbuchkursen gilt der Bierbauch als stabil. Von seinen Werten können der Dax
oder der Dowjones noch nicht einmal träumen. Die Bierbauchbörse ist stabil.
Buddah - Bierbauch ohne Bier?
Nun gibt es aber Menschen und Heilige, die noch nie in ihrem Leben ein Bier getrunken, und trotzdem einen Bauch bekommen haben. Man denke nur an Buddah. Buddah hat in einer Zeit gelebt, in der es vermutlich überhaupt noch kein Bier gegeben hat, und wenn, dann höchstens
ein sich an kein Reinheitsgebot haltendes Reisbier. Trotzdem ist Buddah der erste uns bekannte Bierbauchträger. Auch einen schönen Busen hat er, aber der gilt nicht. Denn nach wie vor gibt es auf der ganzen Welt keine einzige Darstellung Buddahs mit einem Glas Bier oder
einem BH. Dabei ist gerade im Buddhismus verdächtig oft von Eröffnung und anflascheln die Rede.
Bierbauch und Verdauung
Der Zusammenhang zwischen Bierbauch und Verdauung ist noch immer unerforscht. Es steht aber zu vermuten, daß Bierbauchträger einen besonders kleinen Schließmuskel besitzen, und somit aufgehen wie ein Luftballon. Aber wie gesagt, diese Theorie ist noch unbewiesen, und
Bierbauchträger mit Kleines Arschlocherl zu begrüßen, empfiehlt sich so oder so nicht. Zumal die Schlagkraft ihrer Arme infolge der exzentrischen Gesetze der Mechanik in Kombination mit dem Ventum eine Vektorenwucht ungeahnten Außmaßes annehmen kann.
Der Bierbauch in der Kulturgeschichte
Das und die Herrschaft Dschingis Kahns, was übersetzt nichts anderes bedeutet als der Bierbäuchige, dürfte der Grund sein, daß sich alle uns bekannten Völker intensiv um das Geheimnis Ventum Cervezia bemühten. Aber selbst die Griechen, denen wir Logik, Raum und Pizzabrot verdanken,
kamen nicht dahinter. Sie sind von den römischen Pankrätzen und den europäischen Unionszechern mit den Helmut-Kohlmeisenwampen mühelos verdrängt worden. In ganz Europa haben sich die Bierowaren durchgesetzt. Noch heute zeugen Ortsnamen wie Lahti, Wladiwostok, Schwäbisch Hall, Palermo
oder Breitling von diesem Siegeszug der Panbieranen.
Die gesamte Kulturgeschichte ist eine einzige Erfolgsstory des bierhältigen Bindegewebes. Man kann sagen, daß die australischen Aporigines ebenso im wörtlichen Sinne mit schwitzender, angefeuchteter rosa Bauchhaut überlappt worden sind wie die kiffenden nordamerikanischen Indianer.
Ganz Asien und Afrika wurde weggetaucht. Und sogar der sich lange behauptende südamerikanische Maisbierbauch war gegenüber der abendländischen Gerstenwampe ohne Chance.
Was aber ist der Bierbauch nun genau?
Zu seinen hervorstechendsten Charakteristika gehört die kugelförmige, konvexe Ausstülpung der gesamten Bauchdecke, wie sie ansonsten nur bei Schwangeren und Mistkäfern anzutreffen ist. Allen Erkenntnissen zufolge ist der Bierbauch sowohl
vererblich als auch genuin ad hoc spontan. So oder so tritt er aber frühestens mit der Adoleszenz zum Vorschein und befällt hauptsächlichst Männer, die, wie Psychologen meinen, damit eine Art Schwangerschaftskomplex kompensieren. Es gibt zwar unter den Pyknikerinnen auch bierbäuchige Frauen,
allerdings fällt die Wampe hier im Zunge der Rundumverfettung nur wenig ins Gewicht. Bierbäuchige Kinder gibt vorerst nicht, höchstens in Amerika.
Vor- und Nachteil eines Bierbauchs
Ventum Cervezia in persona, der Bierbauch als solcher hat augenscheinlich keine erkennbaren Vorteile. Im Gegenteil, sein Träger ist meist kaum noch in der Lage, sich selbst die Schuhbänder zu binden oder sich seiner Geschlechtsteile optisch zu versichern, schon alleine deshalb, weil der Bauch dazwischen gewachsen ist.
Theorie 2: Unterdrückte Blähungen?
Männer, die nicht den Mut haben, sich umoparieren zu lassen, konsumieren also Backpulver. Etwas anderes ist Bier nämlich nicht, flüssiges Backpulver. Und damit trinkt man sich nun einen Bierbauch an. Wobei die Lehrmeinungen auseinander gehen, ob es sich bei diesem Bierbauch bloß um die
Folge zahlloser, durch die gärende Wirkung der Bierhefe losgetretener, unterdrückter Blähungen handelt, die im Laufe der Zeit die Darmwände soweit dehnen, daß ein raumfüllender, sich über den Hosenbund erhebender Bauchballon entsteht. Hierfür spricht das gehäufte Vorkommen des Bierbauches
bei Berufsgruppen, in denen Furzen als unschicklich, ja sogar ordinär empfunden wird, also Bankangestellte und Someliers.
Theorie 3: Darmverfettung?
Oder handelt es sich, wie die entgegengesetzte Gruppe der Bierbauchologen behauptet, um eine schlichte, alle Schlingen betreffende Darmverfettung? Für diese These stehen Berufsgruppen, bei denen trotz ungestörter Furzmöglicheit eine verhältnismäßig hohe Bierbauchhäufigkeit anzutreffen ist,
also Bauern und Bauarbeiter. Bislang konnten weder Eingriffe, Querschnitte, noch ins Fleisch gewachsene Sichtfolien eine der beiden Theorien als alleinig gültige inthronisieren.
Theorie 4: Flächendeckender Linksdrall?
Von allen übrigen, teilweise ins Esoterisch-Absurde gehenden Anschauungen sei hier nur noch die radikaldarwinistische erwähnt, die behauptet, daß der Bierbauch ein flächendeckender Linksdrall sei, es sich beim Ventum Cervezia also um den gescheiterten Versuch der Natur handle, aus dem
Amphibieneffet Mensch, eine flugtaugliche Kreatur zu machen. Hierbei wäre der Bierbauch wohl als eine den Menschen erhebende Art Zeppelin zu denken. Leider sind alle Vertreter dieser Lehrmeinung an Magendurchbruch, Leberzirrhose, Blutkrebs, Paralyse oder Überfettung verstorben.
Luft- und Fettbierbauch
Bemerkenswert ist trotzdem, daß das spezifische Gewicht des Bierbauches zwischen 0,8 und 1,5 schwankt, es also durchaus sein kann, daß die Varianten Luftbierbauch als auch Fettbierbauch in voneinander unabhängigen Berufs- und Sozialwelten existieren.
Im Aussehen sind aber beide Bierbaucharten ident. Schon auf den ersten Blick fällt die transpirierende, prall gefüllte, faltenlose Haut auf. Im großen und ganzen gleicht der Bierbauch der Gaußschen Normalverteilungskurve. Fett, wo Fett hingehört. Als hätte man einen Fußball in ein Hemd gesteckt.
Setzt man beide Hände flach in die Seiten des Leibes eines Bierbauchwamperten und drückt mehrere Male kurz und kräftig, was dem Probanden durchaus nicht weh tut, vor allem dann nicht, wenn er zuvor genügend Bier getrunken hat, so fühlt man unter den Händen deutlich ein leichtes Schwappen und Plätschern,
als griffe man in Gelatine. Das ist die sogenannte Bierschwämme, die sich zwar schwabbelig anfühlt, aber ungefährlich ist.
Vorurteile
Trotz dieser umfangreichen Bemühungen, den Bierbauch den modischen Erfordernissen der Zeit anzupassen, hat er nach wie vor mit hartnäckigen, völlig aus der Luft gegriffenen Vorurteilen zu kämpfen. Noch immer sehen nicht wenige im Bierbauch bloß Donauinsel und Oktoberfest. Dabei liegen aus der
Experimental-Ergonomie Ergebnisse vor, die deutlich beweisen, der Bierbauch wird unterschätzt. Richtig eingesetzt bietet er überwältigende Vorteile. Nicht nur, daß der wärmende Mantel die wichtigen Organe vor Temperaturschwankungen und nervösen Reizungen schützt. Seine kugelige Hervorwölbung bewahrt
die Hosenträger vor unangenehmem Verrutschen. Nicht zufällig verwenden viele Bierbauchhalter keinen Gürtel sondern Hosenträgern.
Vor allem aber entlastet Ventum Cervezia die Wirbelsäule. Aufgrund einer besonders ausgeklügelten Schwerpunktverlagerung schont er das Becken und entlastet die Knie. Weiters hat die Medizin einen wohltuenden Einfluß des Bierbauchs auf die Sehmuskulatur festgestellt. Bierbäuche neigen kaum zu
Astigmatismus. Und sogar im Sport ist der Bierbauch brauchbar. Besoders Gewichtheber, Kugelstoßer und Diskuswerfer wären ohne Bierbauch verloren. Doch nicht nur das. Aufgrund der vergrößerten Oberfläche und der damit verbundenen Resonanzmöglichkeit steigert der Bierbauch auch die musikalische Empfindsamkeit.
Sogar Brigitte Bardot soll sich bereits für einen internationalen Bierbauchschutz eingesetzt, und Parolen verkündet haben wie: Laßt euch nicht absaugen! Boykottiert den Waschbrettbauch. Lang lebe B.B.